Liebe Gemeinde!
Adventszeit ist Sternezeit. Überall werden Sterne gebastelt, gebacken, aufgehängt, weil sie uns an den Weihnachtsstern erinnern, der den weisen Männer den Weg nach Bethlehem zeigte.
In Matthäus 2, 1-12 lesen wir in Auszügen:
„Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen:
Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten. […]
Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.“
Gerne werde ich gefragt:
- Was für ein Stern war denn das?
- Kann man den noch heute bzw. wieder sehen?
Die Wissenschaft streitet sich seit der Spätantike darum, ob es sich bei dem Weihnachtsstern nun
- um einen Kometen mit einem schönen Schweif handelt oder
- ob es zu einer Konjunktion von Saturn und Jupiter gekommen ist, die am deutlichsten das letzte Mal am 21. Dezember 2020 zu sehen war oder
- ob es einfach nur der Morgen- bzw. Abendstern also die Venus war, der die weisen Männern folgten
- oder….
Fakt eins ist: Für alle Erklärungsversuche gibt es viele Einwände.
Aber ist es wirklich wichtig, welcher Stern es war? Denn Fakt zwei ist es, dass Jesu Geburt eine Sternstunde der Menschheit war.
Jesus ist für uns Christen zu einem Leitstern geworden.
Er war ein Star, den Menschen verehrten und verehren, an dem Menschen sich orientiert haben und orientieren. Sein Leben verlief zunächst unauffällig, aber mit seiner Taufe im Jordan tritt er ins Blickfeld der Öffentlichkeit und sein Stern geht schnell auf in Israel. Man kann aber nicht sagen, dass er unter einem „günstigen Stern“ geboren wurde, denn der gleiche Stern, der die Weisen nach Betlehem führt, weist auch den Kindermördern des Herodes den Weg. Und dies ist durchaus symbolträchtig für den weiteren Weg Jesu.
Sein Leben verlief nicht unter einem günstigen Stern.
Vordergründig betrachtet, ist es nach dreissig Jahren gescheitert. Dann ist aus dem steil aufsteigenden Star ein gefallener Stern geworden, der am Kreuz sein Leben aushauchen wird und sich in seiner letzten Minute von Gott und der Welt verlassen fühlen wird.
Nach den Sternen greifen wollte er auch nicht, obwohl gerade das seine Anhänger gehofft haben: „Jesus – König in Jerusalem“, das war die Vorstellung der Jünger und die Hoffnung der Menschen in Israel.
Nein, in diesem Sinne hat Jesus es strikt abgelehnt, als Star verehrt zu werden und ist immer auf dem Boden der Tatsachen geblieben.
Er sah den Himmel zwar offen und Gott als unseren Vater ganz nah, aber ihm war es noch wichtiger, dass wir es auch sehen und ihm nachfolgen. Er ist unser Leitstern geworden, der uns ein Leben in Liebe zu Gott und dem Nächsten zeigte, damit das Dunkle schwindet und Frieden kommt.
In den letzten Sätzen der Bibel, in der Offenbarung, finden wir dieses Jesuswort: „Ich bin…, der leuchtende Morgenstern!“ (Off. 22,16)
Vielleicht war das die Basis, warum John Mason Neale 1851/1861 dichtete:
1. O komm, o komm, du Morgenstern,
lass uns dich schauen, unsern Herrn.
Vertreib das Dunkel unsrer Nacht
durch deines klaren Lichtes Pracht.
Freut euch, freut euch, der Herr ist nah.
Freut euch und singt Halleluja.
2. O komm, du Sohn aus Davids Stamm,
du Friedensbringer, Osterlamm.
Von Schuld und Knechtschaft mach uns frei
und von des Bösen Tyrannei.
Freut euch, freut euch, der Herr ist nah.
Freut euch und singt Halleluja.
3. O komm, o Herr, bleib bis ans End,
bis dass uns nichts mehr von dir trennt,
bis dich, wie es dein Wort verheißt,
der Freien Lied ohn Ende preist.
Freut euch, freut euch, der Herr ist nah.
Freut euch und singt Halleluja.