Rückblick zu „Mensch-Paulus“

„Eine solche Lesung könnte gut auch zum Beginn einer neutestamentlichen Vorlesung über Paulus gehalten werden!“ Das war das Erste, was ich dachte, als es stehenden Applaus am Ende der Schaupiel-Lesung „Mensch-Paulus“ gab.

Als ich nach der Vorstellung mit den ersten Besuchern ins Gespräch kam, hörte ich Aussagen wie: „Dieses Stück hat mich sehr angesprochen“, „Eine fantastische schauspielerische Leistung!“, „Der steife Theologe Paulus wurde endlich nahbarer“.  

Bernd Schüren bei der szenischen Schauspiel-Lesungen „MENSCH PAULUS – EINE WURZEL, ZWEI WEGE“

Und genau darum ging es in dem Stück.

Was hat den  griechisch gebildeten Juden und Zeltmacher, den radikalen  Pharisäer mit römischem Bürgerrecht – Saulus aus Tarsus – ausgemacht, der zunächst ein Christenverfolger war. 

Was hat ihn geprägt, was waren seine Grundfesten und durch was und wen würden sie erschüttert, so dass er dann nach dem Geschehen vor den Stadtmauern von Damaskus als Apostel Paulus in Wort und Schrift als Anhänger Jesu Christi tätig wurde?

Es waren sehr menschlichen Fragen, die an diesem Abend gestellt wurden und heute noch gelten: „Was sind seine/meineTräume und Vorstellungen? Wovon wollte er/ will ich reden? Und was wird über den jeweiligen Menschen geredet und berichtet?“ All diese Fragen brachten den Zuhörern den Menschen Paulus näher. Aus der Vergangenheit kam er in die Gegenwart, denn Wahrheit und Erzählung, Absicht und Ziel sind nicht immer deckungsgleich.

Durch Bernd Schürens nachdrückliche Art sich in Figuren und Charakteren hineinzuversetzen, entstand eine dichte Atmosphäre, die erklärte wie dieser Wandel entstand oder umgangssprachlich „aus einem Saulus ein Paulus wurde“.  

Beeindruckend auch Udo Witt an der Orgel, der sehr emotionale Stellen der Lesung musikalisch noch mehr vertiefte.  

Wie gesagt, schade, dass es dieses Stück noch nicht zum Beginn meiner Studienzeit gab, aber jetzt kann man es sehen und hören. Es lohnt sich.

Pfarrerin Christiane Fiebig-Mertin