“Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit“.
Kolosser 3,4
Liebe Gemeinde!
Mit diesem Wort des Apostels Paulus aus dem 3.Kapitel des Kolosserbriefs haben wir am 23. Januar in der Kapelle des Evangelischen Friedhofs an der Nordstraße in Rheydt von Irmgard Comelli Abschied genommen. Noch in der Ausgabe des „evangelisch in Rheindahlen“ vom Oktober/November 2024 hatte sie einen persönlichen Brief an die Erziehungsberechtigten geschrieben, in dem sie sie an den Kindergottesdienst erinnerte und sie darum bat, ihren Kindern die Möglichkeit zu geben, „ von den Geschichten Gottes mit uns Menschen“ im Kindergottesdienst zu hören und dort gemeinsam den Glauben zu feiern.
Im Neuen Jahr ist dann am 16. Januar 2025 unsere liebe Irmi im gesegneten Alter von 87 Jahren heimgegangen zum Herrn.
Zusammen mit ihrer Familie war sie von Kindheit an in die Evangelische Gemeinde Rheydt eingebunden: vom Kindergottesdienst über den Konfirmandenunterricht bis hin zur Konfirmation durch Pastor Kuhn, der ihr das Rüstzeug für ihren tiefen Glauben mitgab. Ihm verdankte Irmi auch ihren Konfirmationsspruch aus dem 3. Kapitel des Kolosserbriefs, der sie ihr Leben lang begleitet hat.
Ja, liebe Gemeinde, Christus war ihr Leben, so hat sie es immer empfunden und alles, was sie selbst von Christus empfangen hat, das hat sie an ihre Mitmenschen weitergegeben, solange sie konnte. Irmi ist nun aufgenommen in die Herrlichkeit unseres Herrn, an den sie fest geglaubt und den sie ihr Leben lang in Wort und Tat bezeugt hat.
Dieser Herr wird sich einmal offenbaren, wenn er wiederkommt, wie wir es jeden Sonntag im Credo bekennen, sodass alle es erleben werden. Dann werden auch alle, die so wie Irmgard Comelli an ihn geglaubt haben, mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit. Doch auch jetzt, in unserer realen Wirklichkeit, wie wir sie erleben, ist schon etwas offenbar geworden davon, dass Christus unser Leben ist, so, wie es sich in Irmis Leben von Kindheit an für uns sichtbar verwirklicht hat.
Das haben alle so empfunden, die mit ihr verbunden waren, ganz besonders ihr unvergessener Mann Hans, mit dem Irmi noch am 5.August 2021 im Haus am Buchenhain unter dem Segen von Pfarrer Nöller die Diamantene Hochzeit feiern durfte. Sieben Tage später jedoch musste sie von ihrem Hans Abschied nehmen. Gerade in der letzten Zeit vor seinem Tode hatte sich Irmi für ihn aufgeopfert, sodass er solange wie möglich zuhause bleiben konnte. In den letzten acht Wochen seines Lebens fand er dann, als es zuhause wirklich nicht mehr ging, im Haus am Buchenhain die notwendige Pflege. Dort, im „Haus am Buchenhain“ der Diakonie der Evangelischen Gemeinde Rheydt, hatten Hans und Irmi selbst lange Jahre segensreich in der Betreuung alter Menschen gewirkt.
Irmi und Hans Comelli waren in untrennbarer Liebe und Zuneigung Zeit ihres Lebens miteinander verbunden; alles teilten sie untereinander und waren immer füreinander da.
Was sie aber über ihre gegenseitige wunderbare Liebe hinaus miteinander verband, das war ihr Glaube an unseren Herrn und Heiland Jesus Christus und für beide war die Frage 1 unseres Heidelberger Katechismus die entscheidende Grundlage ihres gemeinsamen Lebens:
„Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Dass ich mit Leib und Seele, beides, im Leben und im Sterben, nicht mein, sondern meines getreuen Heilandes Jesu Christi eigen bin“.

Liebe Gemeinde,
wir blicken voller Dankbarkeit auf Irmgard Comellis Leben zurück, das sie gemeinsam mit ihrem Hans im Glauben an Jesus Christus gelebt hat. Aus diesem Glauben heraus ist ihr die Kraft für ihr beispielhaftes Leben geschenkt worden.
Sie hat sich voller Engagement eingesetzt für alles, was ihr wichtig war, wie für den Kindergottesdienst. Was sie als richtig erkannte, dafür konnte sie mit allem Elan kämpfen – allerdings immer im positiven Sinne auf Harmonie bedacht; Streit war ihr zuwider.
Irmgard Comelli‘s Fundament war die Gemeinde; sie fühlte sich sowohl in ihrer Heimatgemeinde Rheydt als auch in ihrer Wohnsitzkirchengemeinde Rheindahlen zuhause und hat ihr Leben lang großen Wert auf die Verbindung beider Gemeinden gelegt.
In Rheydt war sie jahrzehntelang im „Deutschen Evangelischen Frauenbund“ aktiv und hat ihn maßgeblich mitgeprägt. In Rheindahlen waren sie und ihr Mann Hans, der dort 40 Jahre lang das Presbyteramt innehatte, Säulen der Gemeinde. Sie haben beide in Rheindahlen unendlich viel aufbauen und bewegen können und wenn man sagt, die Kirchengemeinde Rheindahlen ist ohne Irmi und Hans Comelli nicht zu denken, dann wissen alle, die es 40 Jahre lang voller Freude miterleben durften, was damit gemeint ist.
In Irmgard Comelli waren viele Gaben vereint: als Hauswirtschaftsmeisterin konnte sie jahrzehntelang ihre beliebten Kochkurse, besonders auch Kochkurse für Männer, anbieten.
Sie engagierte sich aber auch in der Erwachsenenbildung und konnte dort ihr immenses Wissen auf den Gebieten der Musik, des Theaters und der Kultur weitergeben, indem sie Vorträge hielt über Bachs Frauen oder Nobelpreisträgerinnen, aber auch über andere allgemein interessierende Themen. Mit viel Freude organisierte sie auch in Rheindahlen Frauenkreise und Adventsfeiern. Außerdem leitete sie bis zum Schluss ihre beliebten Tanzkreise, mit denen sie auch immer wieder z.B. bei Gemeindefesten auftreten und uns alle erfreuen konnte. Wie sehr ihr daran lag, können wir uns denken, wenn wir erfahren, dass Irmi noch am 7. Januar 2025 in der Verantwortung gegenüber allen, die an ihren Kursen teilnahmen, diese selbst abgesagt hatte, weil sie sich nicht gesund und nicht mehr dazu in der Lage fühlte, die Kurse zu halten.
Besonders zu erwähnen ist auch die Stadtranderholung für Senioren, die Irmi in der Nachfolge unserer unvergessenen Wilma Scheibehenne und unseres unvergessenen Diakon Wilhelm Bernd jahrelang leitete und bei der Hans ihr stets tatkräftig zur Seite stand. Zuletzt fand sie in der Burg Wegberg statt und alle, die an der Stadtranderholung teilnehmen konnten, waren dankbar für Irmis liebevolle Betreuung, die nicht ruhte und rastete, bis alle in der Mittagspause in den Liegestühlen der Gemeinde in warme Decken eingehüllt ausruhen konnten.
Irmis besondere Begabung war das Vorlesen, was natürlich besonders im Kindergottesdienst gefragt war; sie konnte die Menschen einfach mitnehmen in das Geschehen, von dem sie erzählte und das galt besonders für die Kinder im Kindergottesdienst, der ihr so sehr am Herzen lag.
Bei unserem letzten Gespräch im Dezember hat Irmi selbst noch einmal voller Dankbarkeit auf ihr Leben zurückgeblickt, doch nach dem Tode von Hans war es einsamer um sie geworden und er fehlte ihr sehr, aber dennoch versuchte sie bis zuletzt, Anteil zu nehmen am Leben der Gemeinde und überall dabei zu sein, wo sie es noch konnte.
Irmi war immer für alle da, für ihre Kinder und Enkel, für ihre Gemeinden in Rheydt und Rheindahlen und überhaupt für alle Menschen, die ihre Hilfe brauchten.
Sie hatte stets für alle ein offenes Ohr und oft auch Ideen, wie man praktisch helfen könnte. Bis fast ganz zum Schluss konnte sie autark und selbstbestimmt leben, so, wie es auch ihr ganzes Leben lang wichtig für sie war. Nur eine Woche lang dauerte ihr Aufenthalt im Krankenhaus, wo sie auf fremde Hilfe angewiesen war und dann hat unser Herr sie zu sich genommen.
Wir bleiben zurück und sind unendlich traurig darüber, dass Irmgard Comelli nicht mehr bei uns ist. Aber wir wissen auch, dass es ihr jetzt gut geht und dass sie nun mit ihrem Hans wieder zusammen ist bei Gott. Das sagt uns unser Glaube, der für uns die Grundlage unseres Lebens ist, so, wie er es für Irmi ihr Leben lang war.
Christus war Irmis Leben und er ist auch unser Leben.
Sie ist nun mit Hans bei Christus in seiner Herrlichkeit. Seine Herrlichkeit ist so, wie es Irmis Konfirmationsspruch sagt, für Irmi und Hans offenbar geworden.
Für uns aber bleibt, was uns niemand nehmen kann: unser Glaube!
Hans-Ulrich Rosocha, Pfarrer i.R.
