Wenn ich mit den neuen Katechumenen durch die Kirche gehe, dann frage ich sie gerne, was das wohl für ein „bunter Vorhang“ sein mag, der da an der Kanzel, dem Ort der Predigt hängt. Immer ernte ich Schweigen, und der Blick wandert woanders hin. Der ganze Körper der Jugendlichen sagt: KEINE AHNUNG!
Der „bunte Vorhang“ heißt Antependium. Darin stecken die lateinischen Worte ante für vor und pendere für hängen.
Unsere Antependien sind – wie auch in anderen evangelischen und katholischen Kirchen – bestickt. Manchmal hängen sie, wie bei uns, vor der Kanzel, in anderen Gemeinden vor dem Altar und noch andere Kirchengemeinden haben sie an beiden Orten.
Es gibt ganz unterschiedliche Motive, die auf so ein Antependium gestickt werden, wie z. B. die Lutherrose, die Sie auf dem Bild hier sehen. Da unsere Kirche den Namen Martin Luthers trägt, haben wir natürlich auch die Lutherrose als eines von vielen verschiedenen Symbolen auf einem unserer Antependien.
Zu Lebzeiten Martin Luthers war die Lutherrose sein Siegel, mit dem er seine Schriften kennzeichnete. Später wurde sie zum Symbol der lutherischen Kirchen. Der Reformator hat die Bedeutung der Farben und Formen selbst erklärt:
„Ein Merkzeichen meiner Theologie. Das erste sollte ein Kreuz sein, schwarz im Herzen, das seine natürliche Farbe hätte, damit ich mir selbst Erinnerung gäbe, dass der Glaube an den Gekreuzigten mich selig macht. Denn so man von Herzen glaubt, wird man gerecht. Solch Herz aber soll mitten in einer weißen Rose stehen, anzeigen, dass der Glaube Freude, Trost und Friede gibt. Darum soll die Rose weiß und nicht rot sein; denn weiße Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe. Solche Rose steht im himmelfarbenen Feld, dass solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang ist der himmlischen Freude zukünftig. Und um solch Feld einen goldenen Ring, dass solche Seligkeit im Himmel ewig währet und kein Ende hat und auch köstlich ist über alle Freude und Güter, wie das Gold das edelste, köstlichste Erz ist.“
Die Lutherrose ist bei uns auf einem grünen Tuch abgebildet. Auch die Grundfarben der Tücher haben eine Bedeutung. Grün ist die Farbe der Hoffnung. Hoffnungsvoll sollen wir nach Weihnachten und dem Erscheinen des Lichts in der Dunkelheit weitergehen. Wir sollen und dürfen hoffen und vertrauen, dass Gott uns ins Licht führen will, auch wenn jetzt noch alles dunkel um uns herum ist.
Es gibt auch noch andere liturgische Farben, wie z. B. violett, schwarz, weiß …, aber dazu demnächst mehr.