Zwei Jahre fiel das Frauenfrühstück aus, nun konnten wir uns am 5. Februar wieder treffen. Für zehn Uhr waren wir verabredet. Mit nur dreizehn Teilnehmerinnen war es eine vergleichsweise kleine Runde, die sich aber auf einen sowohl gemütlichen als auch spannenden Vormittag mit Christiane Fiebig-Mertin freute. Die Teilnahme erfolgte unter Einhaltung der 2G-Plus-Regel. Zwischen den Sitzen an dem eingedeckten Tisch im Foyer war der notwendige Abstand eingehalten.
Zur Einstimmung lud uns Christiane Fiebig-Mertin zu einem kurzen Gottesdienst in den Kirchenraum ein. Unsere Kirchenmusikerin Juliane Kamphausen unterstützte uns wunderbar mit Orgelspiel und Gesang, wie in so vielen Gottesdiensten in der letzten Zeit. Im Gottesdienst ging es um die unterschiedlichsten Brunnengeschichten in der Bibel.
Für Isaak, den Sohn Abrahams, wird nach einer Ehefrau gesucht. Wo tut man das klugerweise? Da, wo sich die Frauen treffen, an einem Brunnen. Der Weg, den Isaaks Vater Abraham wählt, ist der eines Menschen, der auf Gott vertraut: Er beauftragt seinen Knecht, einen Dritten, und schickt diesen mit einer Hand voll Kamele in das Nachbarland, wo Abraham selber geboren wurde. Der Knecht ist seinem Herrn Abraham wohl treu verbunden und will seine Sache gut machen. Er bittet Gott um Hilfe bei Erfüllung seiner Aufgabe. Dass er dabei mehr Wert legt auf Dinge wie Hilfsbereitschaft, Gutherzigkeit, Aufmerksamkeit und den Blick für das Ganze als auf das Äußere der Braut, ermöglicht ihm eine ausgezeichnete Wahl. Sie fällt auf Rebekka, die nicht nur ihn, sondern ganz selbstverständlich auch seine Tiere mit Wasser versorgt. Sie ist Jungfrau, schön von Angesicht obendrein und hat dazu auch noch einen Vater, der sie bereitwillig mit ihren Mägden zu Isaak ziehen lässt. Als Isaak sie sieht, führt er sie in das Zelt seiner verstorbenen Mutter, verliebt sich und wählt sie zur Frau. Sie leben fortan am Brunnen des Lebendigen, der mich sieht. Das klingt passend, denn Isaak ist ganz offensichtlich von Gott gesehen und mit einer guten Frau gesegnet worden.
Eine weitere Geschichte über Wasser und seine Bedeutung für den Glauben finden wir bei Moses, der die Israeliten aus Ägypten in das gelobte Landführt. In der Wüste geht das Wasser aus. Das Volk bedrängt Moses mit Vorwürfen und Gewaltandrohungen, sodass er um sein Leben fürchtet. Das Wasser, welches er auf Gottes Anweisung hin aus dem Stein schlägt, steht nicht alleine für die Versorgung mit Lebensenergie. Mit der sprudelnden Quelle im Stein kehrt auch das Vertrauen des Volkes Israel in den Glauben an Goמּ durch den Heiligen Geist und die Liebe Gottes zurück.
Brunnen erscheinen uns in Geschichten als ein Symbol der Liebe, des Trostes, der Verheißung und der Erfüllung. Auch Jakob und Rahel lernen sich an einem Brunnen kennen. Und im Hohelied der Liebe wird der Brunnen zu einem Symbol für den oder die Geliebte.
Brunnen können aber auch ein Anlass zum Streit sein, wenn man sich um das Wasser streitet, wie z. B. Zippora und ihre Schwestern mit Fremden, bevor Moses ihnen hilft. Ganz schlecht ist es, wenn ein Wasserloch zugeschüמּet wird, z. B. von feindlichen Philistern. Und schlecht gefühlt hat sich sicherlich Josef, als er im Brunnen gefangen saß, weil seine Brüder ihn dort hineinwarfen.
An dieser Stelle beendeten wir den Gottesdienst und kehrten zurück in den Vorraum an den gedeckten Tisch, um zu frühstücken. Danach ging es weiter mit der Hauptgeschichte des Tages: Die samaritanische Frau am Brunnen! Nur im Johannesevangelium findet sich die Geschichte von Jesus und der samaritanischen Frau. Die Erzählung gehört zu denen, die uns deutlich machen, wie wenig Jesus sich für Herkunft, Geschlecht und Vorleben eines Menschen interessierte, wenn es darum ging, ihn an Gottes lebendigem Wasser des Glaubens teilhaben zu lassen.
Zunächst geht es bei dem Treffen um das materielle Wasser: Jesus hat Durst und bittet die Frau, für ihn Wasser zu schöpfen. Die Antwort der Dame ist nicht gerade freundlich und hilfsbereit, sie verhält sich wie ein Mensch, der in der Regel ausgegrenzt wird und wertschätzende Ansprache nicht kennt: „Wie, du, ein Jude, bittest mich um Wasser?“ An dieser Stelle verlässt Jesus die materielle Ebene, wenn er von der Gabe Gottes und vom lebendigen Wasser spricht. Gemeint ist hier das Synonym Wasser für den Heiligen Geist. Es dauert wohl eine Weile, bis die Frau, die immer noch an der Situation ihre Zweifel hat, erkennt, was hier von Jesus angeboten wird. Aber als bei ihr dann „der Groschen endlich fällt“, ändert sich ihre Einstellung, und nun biמּet sie Jesus: „Gib mir dieses Wasser!“
Und sie ändert ihre Einstellung auch zu sich selber, denn sie teilt sich ihrer Umgebung mit, wie sie wohl nie vorher in der Gemeinschaft derer, die sie verachten, sprechen konnte. Sie sprudelt über von dem, was sie erlebt hat … wie ein Wasserfall. Und da sind wir wieder bei dem Thema des Vormittags:
Wasser im materiellen wie im spirituellen Sinne. Wasser ist Bewegung, neue Kraft, Reinigung, Erneuerung, Symbol für den Heiligen Geist, der uns alle angeht. Wir bestehen zu mehr als der Hälfte unseres Körpers aus Wasser. Wer mir Wasser anbieten darf, genießt mein Vertrauen.
Gott als Schöpfungsquelle, notwendiges Wasser zur Erhaltung allen Lebens, Wasser und Heiliger Geist, wer darf uns das Wasser reichen? Schaut man in die Bibel und damit zurück in der Zeit, ist mit dem Thema Wasser auch immer der Brunnen und die Quelle verbunden. Energie, die versorgt, aber auch Neues stiftet. In der anschließenden Diskussion fallen uns noch eine Menge Dinge zu dem Thema ein. Der Austausch geht auch über das Thema hinaus und kehrt wieder zurück. Wie immer ist das Frauenfrühstück ein Treffen mit spannenden Geschichten und neuen Einsichten.
Ulrike Zimmmermann