Reihe : 500 Jahre Gesangbuch
Über den Verfasser des Liedes: „Der Herr ist mein getreuer Hirt“
Luthers kirchenmusikalischer Mitarbeiter, Johann Walter, hat die Melodie geschaffen. J. Walter wurde 1496 als Sohn seines gleichnamigen Vaters im ernestinischen Kahla geboren und in der dortigen Stadtkirche getauft. Da sein Vater die „Blanckenmühle“ bewirtschaftete, wurde die Familie auch Blanckenmüller genannt. Aufgrund einer Sehschwäche wurde der Sohn von einem Kahlaer Verwandten, ebenfalls namens Walter, aufgenommen und großgezogen.
Nach seinem Schulbesuch in Kahla und Rochlitz sowie nach seinem begonnenen Studium an der Universität Leipzig kam er, nachdem er sich mit seinem Eyn geystlich Gesangk Buchleyn von 1524 am ernestinischen Hof als Komponist beworben hatte, um 1525 als Sänger und Komponist in die kursächsische Hofkapelle nach Torgau. Der auf eine reichhaltige Hofmusik bedachte Kurfürst Friedrich der Weise verstarb im selben Jahr. Sein Nachfolger, Kurfürst Johann der Beständige, legte keinen Wert auf Figuralmusik und löste 1526 die Hofkantorei auf, nachdem Walter noch im Herbst 1525 zusammen mit Martin Luther in Wittenberg die Reform der „deutschen Messe“ in die Wege geleitet hatte.
Mit der Herausgabe des ersten evangelischen Chorgesangbuches 1524 und der Prägung eines evangelischen Kantorenamtes hat er die Entwicklung der evangelischen Kirchenmusik maßgeblich vorgezeichnet.
Walter gilt als der Urkantor der lutherischen Kirche
eg 274 Der Herr ist mein getreuer Hirt
274:1 Der Herr ist mein getreuer Hirt, hält mich in seiner Hute, darin mir gar nicht mangeln wird jemals an einem Gute. Er weidet mich ohn Unterlass, da aufwächst das wohlschmeckend Gras seines heilsamen Wortes.
274:2 Zum reinen Wasser er mich weist, das mich erquickt so gute, das ist sein werter Heilger Geist, der mich macht wohlgemute; er führet mich auf rechter Straß in seim Gebot ohn Unterlass um seines Namens willen.
274:3 Ob ich wandert im finstern Tal, fürcht ich doch kein Unglücke in Leid, Verfolgung und Trübsal, in dieser Welte Tücke: denn du bist bei mir stetiglich, dein Stab und Stecken trösten mich, auf dein Wort ich mich lasse.
274:4 Du b’reitest vor mir einen Tisch vor mein‘ Feind‘ allenthalben, machst mein Herz unverzaget frisch; mein Haupt tust du mir salben mit deinem Geist, der Freuden Öl, und schenkest voll ein meiner Seel deiner geistlichen Freuden.274:5 Gutes und viel Barmherzigkeit folgen mir nach im Leben, und ich werd bleiben allezeit im Haus des Herren eben auf Erd in der christlichen G’mein, und nach dem Tode werd ich sein bei Christus, meinem Herren.